GEDANKEN ZUR ARCHITEKTUR
				
					"Ich kann nicht wohnen, ich sitze an Tischen."
					"Ein gutes Raumgefühl ist wichtiger als die Möblierung.
 Keine Möblierung oder höchstens ein verrosteter Tisch
					und ein Laken zum Bedecken. Schlafen auf dem Boden."
					"Ich durchlaufe Gebäude gerne, den Rhythmus, die Stimmigkeit des Raumes spürend.
					Ruhe, mit wenigen Erlebnissen, etwas Spannung, kleine Widerstände wecken,
 etwas Überraschung. Klarheit,
					Durchblicke, Farbspiegelung, Farbschatten,
 haptische Feinheiten."
					"Ich sehe ja Häuser und Räume als Stimmungen, letztendlich."
					
Irene Wigger
					
				_EIN HAUS_
				
						EIN HAUS
						Ein Haus mit Wänden aus Dampf, 
 10 cm stark.
						Ein Haus
						Bei einem Kartonmodell
						die vier Hausseiten runterklappen
						und ins Hausinnere schauen.
						Das Dach schwebt.
						Ein Haus bietet Schutz vor Wind, Wetter, Kälte, Hitze, vor Übergriffen.
						Nach aussen Schutz, nach innen Geborgenheit.
						Nach aussen Stabilität, nach innen Verbindendes.
						Ein Haus bietet Raum für Kreativität.
						Ein Haus steht, stabil, erdverbunden, offen im Ausdruck.
						Ein Haus wirkt nach aussen, nach innen eröffnet es Räume.
						Ich behandle das Thema "Haus" eher salopp. Ich entwerfe das Haus in banaler 
Weise, einem Urbild gleich und ähnlich einer Kinderzeichnung:
						Vier Wände, ein Giebeldach, normal steil. In nochmals reduzierter Form entwerfe ich das Haus als Kubus, vier Wände mit Flachdach.
						Ein Haus vermittelt Sicherheit, bietet Schutz in vielerlei Beziehungen.
 Es steht klar und erdverbunden.
						Im Innern schafft es Raum und Zeit,
 Verbindendes einzugehen. Auch die Sicht nach aussen ist verbindend,
 zum Aussenraum.
						In einem Haus kann man auch schon mal aufhören zu denken.
 Ich kann mich dem Hause übergeben. Vertrauen haben.
						
				 
				 _EIN RAUM_
				 
				 		
						EIN RAUM
						Ein Raum ist vergleichbar mit einem Mobilé:
						fest positioniert, durch jeden Luftzug in leise Bewegung geratend.
						Staub vermag sich darauf abzusetzen, die Bewegung ist leicht verlangsamt.
						Energie im Raum setzt sich im Gemäuer nieder, durchdringt die Wände.
						Leicht und grenzenfrei zu sein, befreiend zu wirken ist ein Gestaltungsziel.
						Ein Raum ist schützende Hülle für Leib und Seele. Bietet Raum zum Ausschweifen in Gedanken und bietet Raum, Gefühlen nachzugehen.
						Er lässt atmosphärischen Spielraum.
						Menschen schaffen Räume durchs Bewohnen. 
Der Raum prägt den bewohnenden Menschen.
						Die Arbeit am Raum, die Arbeit mit dem Raum beginnt damit, ihn von allem Unnötigen zu entkleiden: Den Raum nackt zeigen,
						um seine Qualität, sein Potential erkennen zu können. Linien klären. Stimmigkeit und Ruhe erzielen. Schlichtheit schaffen.
						Ausblicke und Durchblicke setzen. Grosszügigkeit. Details genau und sorgfältig ausarbeiten.
 Gezielt punktuell bestimmen und geschehen lassen.
						
						
				 
				 _RAUMGEFÜHL_
				
						
						RAUMGEFÜHL
						Schauen, riechen, anfassen, hören, Gespür in den Raum senden, um seine Form und Stimmigkeit wahrzunehmen:
						Einen Raum nehme ich mit dem ganzen Körper wahr. Ich begehe ihn, schaue, rieche, fasse an.
						Ich schaue in den Raum,	fasse Materialien an, streiche über Oberflächen, erkunde Formen, rieche Hölzer, rieche Stahl, Stoff, höre den
						Widerhall meines Auftrittes,
 des gesprochenen Wortes, nehme die Helligkeiten wahr, den Einfall des Tageslichts. Ich
						nehme die Stimmung wahr. Die optische, haptische, physische und sensorische Wahrnehmung ermöglicht einen
						gesamthaften Eindruck des Raumes.
						Das widerstandsfreie Gehen durch einen Raum ist das freie Begehen des Raumes, 
ist das Raumgefühl des stimmigen Raumes.
						Das widerstandsbeladene Gehen durch einen Raum ist das aneckende Begehen des Raumes, ist das Raumgefühl des Raumes mit Dissonanzen.
						Dissonanzen sind kleine Brüche. Im Kleinen aufmerksam machen weckt. Dissonanzen sind eine Art Abstraktheit, die wach hält, Dissonanz ist
						eine Art Ungradlinigkeit, Schrägheit,
 die zurücktreten lässt.
						Die Wahrnehmung des Raumes ergibt das Raumgefühl: wohl – unwohl.
						Die Raumwahrnehmung ist Voraussetzung zum Bauen. Das Einfühlen in den Raum, der zu bauen ist, lässt ihn mit
						Vorstellungsvermögen in Material und Volumen entstehen, auf Nutzung und Umgebung reagierend und dennoch genügend
						frech,
 um zu agieren, Neues gezielt hinzuzusetzen.
						Die Güte eines Gebäudes ist eine gezielte Mischung von Raumgefühl und Funktionstüchtigkeit.
						
				 
				 _SORGFALT_
				 
				 
				 SORGFALT
				Jede Oberflächenbeschaffenheit, ob sichtbar oder nicht, beeinflusst die Atmosphäre.
				Jede Sorgfältigkeit beeinflusst die Atmosphäre.
				Der Gang durchs Haus beeinflusst die Atmosphäre.
				Gute Energie in Raum und Haus.
				Zurückhaltung. Sorgfalt. Klarheit. Ruhe.
					
				 
				 _ZURÜCKHALTUNG_
				 
				 
				 ZURÜCKHALTUNG
				 Trampelpfade zeigen das Unvermögen des Planenden,
				 dem Alltag Vorschriften zu machen.
				 Trampelpfade zeigen die Weltentrücktheit des Planenden.
				 Trampelpfade zeigen die Eigenwilligkeit der Beplanten.
				 Menschennah planen.
				 Ein Haus soll funktionieren, dem Alltag des Menschen dienen.